1970er-Jahre2021-12-17T22:03:47+01:00

Die Geschichte der ÖGfL:
Die 1970er-Jahre

1970

Wolfgang Kraus versuchte, kulturpolitische Impulse für die Verbesserung der staatlichen Beziehungen zu den im Ausland lebenden österreichischen Autor*innen zu setzen. Er richtete deshalb im September ein Schreiben an eine Reihe von ihnen, in dem er sie um Vorschläge zur Verbesserung des kulturellen Kontakts zu Österreich bat. Im Schreiben nahm er auf Bundeskanzler Bruno Kreisky Bezug, der den Wunsch geäußert hatte, konkrete Vorschläge zu dieser Agenda zu erhalten. Kraus erhielt daraufhin einige Briefe mit konstruktiven Vorschlägen, beispielsweise von Robert Neumann, sowie einen erbosten Brief von Peter Handke. Die Vorgehensweise des Bundeskanzlers empfand Handke als Provokation, da keine inhaltliche Auseinandersetzung mit Autor*innen seitens der Bundesregierung stattfände.

Im November verfasste Kraus einen wütenden Brief an Alfred Kolleritsch, der die Wiener Präsentation der Manuskripte nicht in der ÖGfL abgehalten hatte. Im März las der rumänische Dichter Oskar Pastior, der zwei Jahre zuvor eine Einladung der ÖGfL zur Flucht in den Westen genutzt hatte, gemeinsam mit Michael Guttenbrunner wieder in der ÖGfL.

Am 24. März wurde auf Vorschlag der ÖGfL der ›Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur‹ an Eugène Ionesco übergeben, die Planung der Veranstaltung übernahm die ÖGfL. Der ebenfalls von der ÖGfL vorgeschlagene Sławomir Mrożek erhielt den Preis 1972. Kraus regte bei Unterrichtsminister Leopold Gratz die Schaffung eines ›Staatpreises für Übersetzungen österreichischer Literatur‹ an, dieser wurde allerdings erst 1987 erstmals vergeben. Für den 1937 im Exil verstorbenen Alfred Adler wurde eine Gedenktafel an dessen Geburtshaus angebracht.

Besondere Veranstaltungen

Österreichische Literatur

Oskar Pastior und Michael Guttenbrunner lesen (am 2. März), Friedrich Achleitner liest aus dem Band prosa, konstellationen, montagen, dialektgedichte, studien (am 5. Mai), H.C. Artmann liest aus Das im Walde verlorene Totem (am 18. November)

Kommunistisch regierte Länder

Anatol E. Baconsky liest aus Äquinoktien des Wahnsinns (am 24. April)

Exil

Manès Sperber stellt sein Buch Alfred Adler oder das Elend der Psychologie vor (am 5. Februar), Hertha Pauli spricht anlässlich des Erscheinens ihres Buches Der Riss der Zeit geht durch mein Herz über die Begegnung mit den Schriftstellern Ödön von Horvath, Franz Werfel, Carl Zuckmayer, Leonhard Frank, Walter Mehring, Heinrich Mann und Lion Feuchtwanger (am 19. Oktober)

Internationale Gäste

Christopher Middleton liest Gedichte und Prosa (am 27. Jänner), Peter Härtling liest Gedrucktes und Ungedrucktes (am 2. Februar), Marie Luise Kaschnitz liest Lyrik und Prosa (am 14. Mai), Gershom Scholem hält den Vortrag Der Name Gottes in der Sprachtheorie der Kabbala (am 28. Oktober), Rose Ausländer liest gedruckte und ungedruckte Prosa und Lyrik (am 25. November)