Autor*innen2022-05-10T10:42:35+02:00

Autor*innen

Hier findet sich eine Übersicht der wichtigsten Akteur*innen, darunter alle Mitarbeiter*innen der ÖGfL von 1961 bis 1975 sowie eine Auswahl von weiteren Schriftsteller*innen und Forscher*innen, die für die ÖGfL von besonderer Wichtigkeit waren und teils über Jahrzehnte mit ihr in Verbindung standen. Der Schwerpunkt liegt auf den internationalen Netzwerken der ÖGfL.

Stanisław Lem

Schriftsteller
1921–2006

Geboren in Lemberg (heute Lwiw), begann Lem 1939 ein Medizinstudium. Während der deutschen Besetzung brachte er sich ab 1942 als Autoschlosser und Monteur durch. Als Polen von der Roten Armee erobert wurde, setzte er sein Studium in Krakau fort. Die Begegnung mit Mieczysław Choynowski ermöglichte Lem ein umfassendes Privatstudium von Physik, Biologie, Kosmologie und Philosophie. Ab Anfang der 1950er-Jahre war er freier Schriftsteller. Sein erster Science-Fiction-Roman erschien 1946 in einer Romanheftreihe und wurde erst 1989 unter dem Titel Der Mensch vom Mars neu aufgelegt. Sein eigentliches literarisches Debüt Hospital der Verklärung vereitelte 1948 die Zensur des polnischen Staates. 1973 wurde Lem Dozent für polnische Literatur an der Universität Krakau. Sein literarisches Schaffen umfasste neben Romanen auch Gedichte, Humoresken, Märchen, Fabeln, Erzählungen sowie auch Hör- und Fernsehspiele, Essays und philosophische Abhandlungen. Lem gilt als erfolgreichster Autor der modernen polnischen Literatur, u.a. mit dem Welterfolg des Romans Solaris (1961). Ab Ende der 1980er-Jahre widmete er sich wissenschaftlich fundierten, zivilisationskritischen Essays.

Nach der Verhängung des Kriegsrechtes in Polen am 13. Dezember 1981 gelang Lem die Ausreise nach Berlin mithilfe seines für den deutschsprachigen Raum verantwortlichen Literaturagenten Wolfgang Thadewald sowie der Unterstützung seines Verlegers Siegfried Unseld, der ihm ein Stipendium am Wissenschaftskolleg in Berlin vermittelt hatte. Ein längerer Aufenthalt im Ausland wurde durch eine Einladung der ÖGfL möglich, die auch die Familie des Schriftstellers umfasste. Die Familie Lem wohnte von 1983 bis 1988 in Wien, zuerst in einer einer von der Stadt Wien und der Alten Schmiede verwalteten Autor*innen-Wohnung in der Freundgasse, später in einem Haus in der Geneegasse im 13. Wiener Gemeindebezirk. Mit den ersten Wahlen im Jahr 1989 zog Lem wieder nach Krakau zurück.

Lem war erstmals am 19. Juni 1980 in der ÖGfL zu Gast, wo er den Vortrag „Wie entsteht ein phantastisches Kunstwerk?" hielt. Im Zeitraum seines Wien-Aufenthalts folgten weitere Auftritte in der ÖGfL, u.a. bei der Veranstaltung zu ihrem 25-jährigen Jubiläum, bei der Lem als einer von nur drei Rednern fungierte. Zudem wurde 1985 von der ÖGfL ein Symposion für ihn organisiert, das in der Form einer Disputation -  in Anwesenheit des Autors - stattfand. 1985 wurde der ‚Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur‘ an Lem vergeben, 1991 folgte der ‚Franz Kafka Preis‘ der Österreichischen Franz Kafka- Gesellschaft.

 

Ebel, Ursula; Kiefer Nicole: Vom Kakanischen in Berlin zum ‚Österreichischen Staatspreis‘: Stanisław Lems Rückzug ins neutrale Wien der 1980er Jahre und die Rolle der ‚Österreichischen Gesellschaft für Literatur‘, Abdruck in der Zeitschrift Prace Literaturoznawcze Juli/August 2022

Lem, Tomasz: Zoff wegen der Gravitation: Oder: Mein Vater, Stanisław Lem. Wiesbaden: Harrassowitz 2021.

Gall, Alfred: Stanisław Lem. Leben in der Zukunft, Darmstadt: theiss 2021.

Piotr Dobrowolski: Stanisław Lem: Intergalaktischer Pessimist. In: Wiener Zeitung, 27. März 2016