Die Österreichische Gesellschaft für Literatur. Selbstverständnis, Literaturförderung, Kulturpolitik (2016–2017)

Ausrichtung des Projekts

Im Zuge des Projekts Die Österreichische Gesellschaft für Literatur. Selbstverständnis, Literaturförderung, Kulturpolitik wurden 2016–2017 die Archivbestände der Institution einer Bestandserhebung unterzogen. Da es sich beim Archiv um eine ‚gewachsene‘ Sammlung handelt, war der gezielte Zugriff bis jetzt nur schwer möglich.
Nun sind die Bestände der Jahre 1961 bis 1975 erstmals vollständig und systematisch erfasst und lassen sich über Archivsuche abfragen. Eine Timeline bietet eine Übersicht über die Geschichte der ÖGfL im selben Zeitraum. Eine Übersicht der wichtigsten AkteurInnen findet sich im Personenverzeichnis, dessen internationale Zusammensetzung die weit über die österreichischen Landesgrenzen hinaus wirksame Ausstrahlung der ÖGfL illustrieren soll.

Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (ÖGfL) ist die älteste reine Literaturveranstaltungs- und -vermittlungsinstitution Österreichs. Die Konzeption der ÖGfL stammte nicht alleine von ihrem ersten langjährigen Leiter (1961 bis 1994), dem Journalisten, Lektor und Essayisten Wolfgang Kraus, sondern entsprang in vielerlei Hinsicht den Vorstellungen der offiziellen österreichischen Kulturpolitik. Vor allem in den 1960er-Jahren war sie eine im österreichischen Literaturbetrieb konkurrenzlose, international einflussreiche und bestens vernetzte literatur- und kulturpolitische Einrichtung. 1975 wurde in Wien das Literarische Quartier Alte Schmiede gegründet, ab diesem Zeitpunkt war die ÖGfL eine von mehreren Literaturveranstalterinnen in Wien.

Die ÖGfL brachte ExilautorInnen wie Manès Sperber, Elias Canetti und Erich Fried teilweise erstmals nach 1945 wieder nach Österreich, förderte gezielt österreichische Literatur im In- und Ausland (wie durch Preise, Veranstaltungen, Stipendien etc.) und versuchte mit ihren Aktivitäten den Eisernen Vorhang zu durchbrechen (hier spielten Büchersendungen, Einladungen nach Wien, finanzielle Unterstützungen durch Stipendien eine wichtige Rolle).
Wolfgang Kraus und seine langjährigen MitarbeiterInnen Kurt Benesch, Otto Breicha, Hella Bronold, Reinhard Urbach und Herbert Zand setzten Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene, um österreichische Literatur zu fördern und Wien zu einer lebendigen Drehscheibe für Intellektuelle aus beiden Machtblöcken zu machen.

Zielsetzungen

1. die Sichtung und Erschließung eines Teilbestandes (1961 – 1975) des ÖGfL-Archivs. Dabei soll erstmals eine systematische Bestandsaufnahme der Inhalte erfolgen.

2. die Dokumentation der Archivbestände in Form einer Übersicht auf dieser Website. Auf diese Weise wird die Datenbank für die Scientific Community transparent gemacht, was eine zukünftige wissenschaftliche Bearbeitung des bisher nur schwer zugänglichen und teilweise ungeordneten Materials ermöglicht.

3. die Erschließung und erste Auswertung entlang ausgewählter thematischer Achsen, etwa im Rahmen der Publikation eines historischen Abrisses (Timeline) der Geschichte der ÖGfL und eines themenspezifischen Personenregisters auf der Website, sowie von Aufsätzen und Konferenzbeiträgen.

Dauer: 1.2.2016 – 30.9.2017
Projektleiter: Assoz. Prof. Dr. Günther Stocker
ProjektmitarbeiterInnen: Mag.a Ursula Ebel, MA; Mag. Holger Englerth
Projektpartner: Österreichische Gesellschaft für Literatur
Projektnummer: 16483

Vorträge und Konferenzbesuche

2016

Ursula Ebel: Kulturpolitische Agenden der Österreichischen Gesellschaft für Literatur jenseits des Eisernen Vorhangs – österreichisch-ungarische Wechselbeziehungen. Im Rahmen der Konferenz Grenzenlosigkeit des Instituts für Germanistik der Universität Pécs, 21.–24. April 2016.

Ursula Ebel, Manfred Müller: Die Österreichische Gesellschaft für Literatur und österreichische SchriftstellerInnen von 1962–2016. Im Rahmen des Wiener Seminars für die Österreich-Bibliotheken des BMEIA, in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 22. Juni 2016.

Ursula Ebel, Manfred Müller: Die Österreichische Gesellschaft für Literatur und österreichische SchriftstellerInnen von 1962–2016. Im Rahmen des Wiener Seminars für die Österreich-Bibliotheken des BMEIA, in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 7. September 2016.

Ursula Ebel: Kulturpolitische Agenden der Österreichischen Gesellschaft für Literatur jenseits des Eisernen Vorhangs und nach dessen Fall: AkteurInnen, Netzwerke, Strategien. Im Rahmen der 6. Österreichisch-Tschechischen Historikertage von der Waldviertel Akademie und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. In Raabs a.d. Thaya, 10.–11. November 2016.

Holger Englerth: Die Österreichische Gesellschaft für Literatur und ihre Beziehungen zu tschechoslowakischen AutorInnen. Am Institut für Germanistik, Masaryk-Universität Brünn, 22. November 2016.

Ursula Ebel, Manfred Müller: Kulturpolitische Kontakte der Österreichischen Gesellschaft für Literatur in der ČSSR und ihren Nachfolgestaaten. Am Institut für Germanistik, Masaryk-Universität Brünn, 1. Dezember 2016.

2017

Ursula Ebel: Kontinuität österreichischer Kulturpolitik im Wendejahr 1989: Die Aktivitäten der Österreichischen Gesellschaft für Literatur. Im Rahmen der Konferenz Inter-Texts: Correspondences, Connections, and Fissures in Austrian Culture, Annual Conference of the Austrian Studies Association, University of Illinois at Chicago, 16.–19. März 2017.

Ursula Ebel: Otto Breicha – von Wien nach Graz. Österreichische Gesellschaft für Literatur, Grazer Autorenversammlung, Steirischer Herbst und Kulturhaus der Stadt Graz. Im Rahmen der 5. Österreich – Tage in Drohobytsch, Institut für Germanistik der Universität Drohobytsch, 20.–23. April 2017.

Ursula Ebel, Manfred Müller: Von der Idee zum Experiment – Österreichische AutorInnen und ihre Auftritte in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 1962–2016. Im Rahmen des Wiener Seminars für die Österreich-Bibliotheken des BMEIA, in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 21. Juni 2017.

Holger Englerth: „Es ist ja wahr, wir leben Haus an Haus“ – Tschechoslowakische AutorInnen
als RezipientInnen und AkteurInnen des Kulturaustauschs. Im Rahmen der Jahrestagung der Jungen Osteuropa ExpertInnen „Verflechtungen, Transfer und Kontakt in und mit Osteuropa. Neue Forschungen zu Osteuropa“, Köln, 14.–16. Juli 2017.

Holger Englerth: A literary institution as a place of transit: the Austrian Society for Literature and the Exile of 1968. Im Rahmen der Tagung „Austria in Transit: Displacement and the Nation State Cultural Responses in the Austrian Context“ am King’s College London, 31. August – 2. September 2017.

Ursula Ebel, Holger Englerth: Vom Nutzen und Nachteil einer webbasierten Archivdatenbank. Abschlussbericht des Projekts „Die österreichische Gesellschaft für Literatur. Selbstverständnis, Literaturförderung, Kulturpolitik“. Im Rahmen der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik, Salzburg, 4.–6. Oktober 2017.

Publikationen

Ebel, Ursula: Über die Trennwand. Die kulturpolitische Agenda der Österreichischen Gesellschaft für Literatur in den 1960er-Jahren am Beispiel Ungarn. In: SÁNDORFI, Edina; SATA, Lehel (Hg.): Grenzenlosigkeit. Transkulturalität und kreative Schreibweisen in der deutschsprachigen Literatur (=Pécser Studien zur Germanistik Bd. 8). Wien: Praesens Verlag 2017, S. 131-155.

Ebel, Ursula: Der Spagat des Otto Breicha. Agenden des Literaturvermittlers, Publizisten und Fotografen Otto Breicha. In: Lopuschansky, Jaroslaw; Radchenko, Oleh (Hg.): Komparatistische Forschungen zu österreichisch-ukrainischen Literatur-, Sprach- und Kulturbeziehungen Bd. 7. Drohobytsch/Graz: Universität Drohobytsch 2019, S. 133-146.

Ebel, Ursula: Kontinuität nach dem Wendejahr 1989 – Die kulturpolitischen Agenden der Österreichischen Gesellschaft für Literatur am Beispiel ČSSR. In: Schmoller, Hildegard; Kunštát, Miroslav (Hg.): Vom 20. Jahrhundert ins neue Jahrtausend – Österreich und die Tschechoslowakei/ Tschechien 1986-2016. (=Schriftenreihe der Ständigen Konferenz österreichischer und tschechischer Historiker zum gemeinsamen kulturellen Erbe Bd. 4.), Wien: LIT Verlag 2022, S. 157-176.

Ebel, Ursula; Englerth, Holger: Der germanistischen Forschung auf die Sprünge helfen. Agenden der Österreichischen Gesellschaft für Literatur in Hinblick auf die Germanistik. In: Michler, Werner (Hg.): Übertragen – Vermitteln – Übersetzen (=Stimulus. Österreichischen Gesellschaft für Germanistik Bd. 24). Wien: Praesens Verlag 2021, 299-321.

 

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